Die Zehn Gebote
Die Zehn Gebote finden sich in Exodus 20,1-17 bzw. in Deuteronomium 5:6-21. Sie wurden Moses von Gott auf dem Berg Sinai gegeben und stellen die moralische Grundlage für den Bund zwischen Gott und Seinem Volk dar (Exodus 34,27-28). Sie nahmen jedoch nicht nur im Judentum eine zentrale Stellung ein, sondern wurden von Jesus und Seinen Aposteln auch als Grundlage des christlichen Lebens gesehen (Markus 10,17-19; Römer 13,8-10).
Die Liste der Gebote in Exodus wurde von Gott den am Berg Sinai versammelten Menschen verkündet, die in Deuteronomium wurden von Mose der nächsten Generation der Israeliten verkündet, die sich in den Ebenen von Moab versammelt hatten.
Gelehrte bezeichnen die Zehn Gebote als ?unwiderlegbare? und direkt von Gott kommende Gesetze von universalem Geltungsbereich und für alle Altersgruppen, Geschlechter und Situationen anzuwenden.
Die Zehn Gebote (auch ?Dekalog? genannt; siehe Ex 34,28; Dtn 4,13; 10,4) stellen den einzigen Teil des mosaischen Bundes dar, der von Gottes Finger geschrieben wurde (Exodus 31,18).
Die Torah enthält viele Gesetze, jedoch wurden nur die Zehn Gebote direkt von Gott gegenüber dem Volk Israel ausgesprochen, ohne Moses als Mittler zu verwenden. (Deuteronomium 4,12-13; 5,22-25). Die furchterregende Stimme Gottes hierbei führte letztlich zur Wahl Moses als Mittler (Exodus 20,18-19; Deuteronomium 5,4-5).
Die zwei Tafeln, auf denen die Zehn Gebote geschrieben wurden, waren der einzige Teil des Gesetzes, der in die Bundeslade gegeben wurde. (Exodus 25,16; Könige 8,9).
Die Zehn Gebote sind die ursprünglichen Vereinbarungen des am Berg Sinai geschlossenen Bundes. Gott offenbarte dort nur die Zehn Gebote (und eine kurze Ansammlung ziviler und religiöser Gesetze). Erst als Israel diesen Bund gebrochen hatte, indem es das goldene Kalb anbetete (Exodus 32,1-20), fügte Gott noch die große Menge zeremonieller und ritueller Gebote hinzu, die wir im späteren Verlauf von Exodus sowie in Levitikus und Numeri finden (siehe auch Jeremia 7,22-23).
Was den Inhalt betrifft, so finden sich in den Zehn Geboten die Verpflichtungen des Menschen Gott gegenüber (Gebote 1-3) und gegenüber dem Nächsten (Gebote 4-10). In den ersten drei Geboten fordert Gott von uns absolute Treue Ihm gegenüber, weiterhin sollen wir Seinen Namen ehren und wöchentlich einen Tag der Ruhe Ihm zu Ehren einhalten. In den folgenden sieben Geboten erfahren wir, dass andere Menschen, beginnend mit unseren Eltern, unsere Liebe verdienen, ebenso unseren Respekt hinsichtlich ihres Rechtes auf Leben, Wahrheit und persönlichen Besitz. Der Großteil der Zehn Gebote schreibt uns äußere Taten vor oder verbietet diese. Einige aber, etwa die, die das Begehren verbieten, beschränken auch innere Vorgänge ? sei es in den Gedanken oder im Herzen. In der ursprünglichen Sprache Hebräisch werden die Gebote mit dem Pronomen ?du? formuliert. Gott spricht also zu uns als Individuen, die Seinem Willen gegenüber rechenschaftspflichtig sind.
Im Neuen Testament erfahren wir, dass Jesus die Vorgaben des Gesetzes nicht abgeschafft, sondern vielmehr erfüllt hat (Matthäus 5,17). Jünger Jesu Christi, die das ewige Leben erlangen wollen, müssen diese Gebote also auch weiterhin beachten (Matthäus 19,16-19; 22,36-40). Der Apostel Paulus erklärt diese und ähnliche Lehren Jesu (siehe Johannes 13,34). Er tut dies, indem er darauf verweist, dass ?Liebe? die Erfüllung des mosaischen Moral-Gesetzes ist (Römer 13,8-10). Dieses Ideal können wir aber aus menschlicher Kraft allein nicht erreichen, da diese immer der Sünde zugeneigt ist (Römer 7,7-12). Dies wurde aber möglich durch den Heiligen Geist, der die Liebe Gottes in die Herzen der Menschen gebracht hat (Römer 5,5). Durch die Kraft des Heiligen Geistes können Gläubige die Anordnungen des Gesetzes erfüllen (Römer 8,3-4). Diese Gnade ist umso notwendiger, als die Zehn Gebote eine Einheit darstellen ? eines davon zu übertreten, bedeutet alle zu übertreten (Jakobus 2,8-13).
Welches ist nun das wichtigste dieser Zehn Gebote? Jesus antwortete darauf: ?Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.? (Matthäus 22,37-40 Einheitsübersetzung).
Im Römerbrief 8-10 lesen wir: ?Bleibt niemand etwas schuldig; nur die Liebe schuldet ihr einander immer. Wer den andern liebt, hat das Gesetz erfüllt. Denn die Gebote: Du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren!, und alle anderen Gebote sind in dem einen Satz zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.? (Einheitsübersetzung)
Lesen wir 2057 des Katechismus der Katholischen Kirche: ?Der Dekalog ist zunächst im Zusammenhang mit dem Auszug aus Ägypten zu verstehen, jener im Zentrum des Alten Bundes stehenden großen Befreiungstat Gottes. Diese ?zehn Worte", ob negativ als Verbote, oder positiv als Gebote (wie: ?Ehre Vater und Mutter!") formuliert, zeigen die Bedingungen für ein von der Sklaverei der Sünde befreites Leben. Der Dekalog ist ein Weg des Lebens?.
Siehe hierzu auch Deuteronomium 30,16: ?Wenn du auf die Gebote des Herrn, deines Gottes, auf die ich dich heute verpflichte, hörst, indem du den Herrn, deinen Gott, liebst, auf seinen Wegen gehst und auf seine Gebote, Gesetze und Rechtsvorschriften achtest, dann wirst du leben und zahlreich werden und der Herr, dein Gott, wird dich in dem Land, in das du hineinziehst, um es in Besitz zu nehmen, segnen.? (Einheitsübersetzung)
Oder Deuteronomium 5,6: ?Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.? (Einheitsübersetzung)
Die Zehn Gebote stellen auch die Grundlage für die moralische Unterrichtung der Gläubigen dar. Auf sie bauen auch die Lehren des Evangeliums auf, vor allem auch Jesu? Interpretationen bezüglich der mosaischen Vorgaben in der Bergpredigt (Matthäus 5,21-48). Im Katechismus der Katholischen Kirche heißt es ferner unter 2053, dass es zur Nachfolge Christi gehöre, die Gebote zu halten. Ferner lesen wir dort: ?Die Aufforderung Jesu an den jungen Mann, ihm im Gehorsam eines Jüngers und im Beobachten der Gebote nachzufolgen [Mt 19,21], ist in den drei synoptischen Evangelien mit der Aufforderung zu Armut und Keuschheit verbunden [Vgl. Mt 19,6-12.21.23-29]. Die evangelischen Räte sind von den Geboten nicht zu trennen.?
Im Großen und Ganzen folgte die Kirche den Lehren des hl. Augustinus und bevorzugte die Liste der Zehn Gebote, wie wir sie in Deuteronomium finden, wo das Gebot bezüglich des Begehrens der Frau des Nächsten vor dem Begehren des Besitzes seines ?Hauses? (Deuteronomium 5,21; siehe auch hl. Augustinus, Quaestiones in Exodum 17). In der Version von Exodus kommt das ?Haus? des Nächsten vor seiner ?Frau? (Exodus 20,17).
Die Vorgaben der Zehn Gebote fassen schließlich auch die Vorgaben des natürlichen Gesetzes zusammen, die in das Herz eines jeden Menschen geschrieben sind (Römer 2,14-15). Deshalb müssen auch alle Menschen die Zehn Gebote beachten, nicht nur Juden und Christen. Diese Gesetze wurden dem Menschen bei der Schöpfung gegeben. Sie sind gleichsam der Stempel des göttlichen Lichtes auf uns, durch den wir erkennen, was gut und was böse ist (siehe auch St. Thomas Aquinas, Summa Theologiae I-II, q.91, a.4; Vatikan II, GS § 16; CCC 2052-82: http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P7F.HTM)
?Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.? (Johannes 15,12 Einheitsübersetzung)
(Quelle: u.a. Catholic Bible Dictionary [Englisch]. Scott Hahn (Herausgeber). Gebundene Ausgabe: 1008 Seiten. Verlag: Doubleday Religion (16. Juni 2009). Sprache: Englisch. ISBN-10: 0385512295. ISBN-13: 978-0385512299. Go and get it now! I very much recommend buying this book! Weiterhin: Katechismus der Katholischen Kirche, siehe: http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P7F.HTM. |